"Schule muss der Vielfalt sexueller und
geschlechtlicher Identitäten
gerecht werden"
Am Rande der Tagung "Sexuelle Vielfalt in der Jugendhilfe"
sprach FRESH mit Ministerin Barbara Steffens
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Frau Ministerin Steffens, noch ist eine ähnliche überbordende Protestwelle wie in BAWÜ nicht in NRW angekommen. Wie können Sie uns davor schützen und inwieweit können Sie die Diskussion noch sachlich weiterführen? Ich glaube wir brauchen zwei Sachen. Das eine ist, wir müssen innerhalb derjenigen, die in Schulen und in der Jugendhilfe mit dem Thema sexuelle Vielfalt unterwegs sind, gemeinsam klar machen, wo sind die Grenzen, und die dann auch, zweitens, nach draußen transparent vermitteln. Wenn Eltern Angst haben, dass ihre Kinder im Schulunterricht gegenseitig miteinander sexuelle Praktiken einüben, dann hat das was mit diesen hysterischen Wellen in Baden-Württemberg zu tun. Aber diese Ängste müssen wir den Eltern nehmen, weil klar ist, wir wollen, dass die Unterschiedlichkeit, die sexuelle Vielfalt vermittelt wird. Es soll klar werden, dass jeder ist so wie er ist, und er muss auch so wie er ist sein Leben leben können, aber das heißt nicht, das wir im Unterricht versuchen, Kinder mit pornografischem Material in die sexuellen Praktiken von Heterosexuellen und Schwulen und Lesben einzuführen. Da müssen wir die Grenze einfach ziehen und müssen den Eltern die Ängste nehmen. Wir müssen denen klarmachen, wo der Schutz für Kinder ist und wo genau das Vermitteln von Vielfalt auch einen Schutz für die Kinder darstellt, nämlich, dass sie sich selber auch akzeptiert und geliebt fühlen in dieser Gesellschaft. |
Das Thema wird ja sogar von der FAZ polemisiert und Sie werden schon persönlich im Internet dazu angegriffen. Wie gehen sie selbst damit um? Ich glaube, dass wir ganz klar nur damit umgehen können, indem wir Informationen weitergeben, und dass wir klarmachen, wo ziehen wir die Grenzen. Für mich gibt es bestimmte Sachen, die sind indiskutabel, die haben in der Schule nichts zu suchen. Ich finde auch, dass die Vermittlung von Vielfalt und sexueller Vielfalt immer altersgerecht sein muss. Dann müssen wir gemeinsam klar sagen, was geht, was ist das, was für unsere Kinder kindgerecht ist. Dafür sind auch solche Fachveranstaltungen wie hier heute wichtig. Dann müssen wir den Eltern und der Gesellschaft klarmachen, diese Grenzen halten wir ein. Dann kann ich mit diesen Protesten gut umgehen, denn dass wir Intoleranz in der Gesellschaft haben, dass wir Homophobie in der Gesellschaft haben, dass wir genauso Ausländerfeindlichkeit erleben und dass es Hass in der Gesellschaft gibt, das ist leider so. Ich bin auch dafür politisch aktiv um dem was entgegenzusetzen und klarzumachen, dass wir in NRW eine tolerante Gesellschaft wollen. Wird denn die Finanzierung des SVLS-Jugendprojekts am Niederrhein und in NRW fortgeführt oder sogar ausgeweitet? Dass der Bedarf da ist, wurde heute ja wieder ganz deutlich. |