Der Fall Carsten S.
Aussteiger, Informant oder Verwirrter?
cs. In Düsseldorf hatte nicht nur das Wetter die Menschen kalt erwischt, als die GSG 9 am 1. Februar eine Wohnung im Stadtteil Oberbilk stürmte und Carsten S. festnahm. Der 31-Jährige soll 1999 und 2000 nicht nur dem Terror-Trio – der Zwickauer Zelle - mit Geld und bei der Suche nach einem Versteck geholfen, sondern 2001 oder 2002 eine Schusswaffe samt Munition besorgt haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm daher Beihilfe zu sechs vollendeten Morden und einem versuchten Mord der terroristischen "Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) vor. S. sitzt seitdem in U-Haft und hinterlässt vor allem in seinem persönlichen Umfeld viele ratlose Gesichter. Denn Carsten S. ist ein schwuler Mann, der als Sozialarbeiter in der Düsseldorfer Aids-Hilfe und im schwul-lesbischen Jugendzentrum Puls gearbeitet hat. Man kannte ihn als engagiertes Mitglied des Herzenslust-Präventionsteams, nicht als Mitläufer oder Unterstützer Rechtsradikaler. Seinen Arbeitgeber, die Aids-Hilfe, hatte er ins Vertrauen gezogen, und seine damalige Nähe zur rechten Szene zugegeben, zugleich aber - für viele glaubwürdig - seinen Ausstieg beteuert. In der Tat gibt es bislang keine Hinweise auf rechte Kontakte und Aktivitäten nach dem Umzug von S. von Jena nach Hürth und später Düsseldorf im Jahr 2003.
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Alexander Zinn, Mitglied im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, meint kurz und knapp: „Man kann. Denn auch Homosexualität schützt vor Dummheit nicht.“ Für ihn sind schwule Nazis „ein interessanter Fall für die Individualpsychologie.“ Es hat sie im „Dritten Reich“ gegeben, wie zum Beispiel den SA-Chef Ernst Röhm. Und – so der ehemalige LSVD-Pressesprecher Zinn – „Und bis heute tauchen solch geistig verwirrte Kreaturen immer wieder aus der historischen Versenkung auf.“
Für das Düsseldorfer Ratsmitglied Frank Laubenburg stellt sich eine weitere Frage: War Carsten S. womöglich gar als V-Mann für den Verfassungsschutz tätig und er in Aussteigerprogramm? Ein Indiz für diese These fand Laubenburg in Berichten des Thüringer Verfassungsschutzes. Der hatte im Juli 2000 in seinem „Nachrichtendienst“ die Wahl von Carsten S. zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten(JN) notiert und dabei seinen vollen Namen genannt. Im Verfassungsschutzbericht für 2000 fehlt dieses Detail. Laubenburg: „Die dem Verfassungsschutz bekannte und zuvor auch veröffentlichte Wahl von Carsten S. wurde also plötzlich nicht mehr erwähnt, wohl aber wurden alle anderen Personen weiterhin genannt." |
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